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Öland 2018

 

Henrike Broese Lundgren zeichnet und aquarelliert.

Fünf Kurzfilme auf You Tube:

1974 — 1988

1984 — 1990

1992 — 2000

1992 — 2008

2009 — 2012

 


 

Neue Werke nach 2012

 

Sotto voce II
2015, 70 x 50 cm

 

 

 

Càrcere
2016, 70 x 50 cm

 

 

 

Faust I
2017, 100 x 70 cm

 

 

 

Faust II
2017, 100 x 70 cm

 

 

 

Grisaille och Gul
2018, 70 x 50 cm

 

 

 

Grisaille och Blå
2018, 70 x 50 cm

 

 

 

Apollo bestraft Marsyas
2018, 70 x 50 cm

 

 

 

 

 

 

 


 

Ihr Thema ist der menschliche Körper:

KÖRPER SIND RUMPF

SIND KÖRPERMITTE

LEBENSMITTE

Körper sind Rumpf, sind Körpermitte, Lebensmitte
Henrike Bröse Lundgren: Zeichnungen, Aquarelle

Von Edda Ziegler
anlässlich einer Ausstellungseröffnung am 7.11.2000

 

Henrike Bröses künstlerisches Element und Medium ist seit jeher die Zeichnung. Unter den neueren Arbeiten treten dazu erstmals Aquarelle. Sie sind ausnahmlos auf der Ostseeinsel Öland entstanden, wo die Künstlerin seit langem regelmäßig höchst produktive Arbeitsaufenhalte genießt. Die Arbeiten sind angeregt von der sommerlich-leichten Atmosphäre der fast südlichen Insel, ihrem Licht, ihren sagenhaften Steinmonumenten und deren zeichenhaften Strukturen; auch wenn sie sich dem Betrachter vordergründig nicht als einem festen geographischen Ort zuschreibbare Landschaftsbilder zu erkennen geben.
Denn - ob das Medium nun die Zeichnung ist oder das Aquarell - Henrike Bröses leitmotivisches Thema ist der Körper. Das Motto der Ausstellung weist darauf hin: In diesem zeichnerischen opus sind Körper Rumpf, sind Körpermitte, Lebensmitte. Visuelle Eindrücke verwandeln sich hier fast ausnahmslos in Körper - gleich, ob das Sujet von schwedischer Landschaft inspiriert ist, z.B. vom Besuch einer öländischen Mühle (1995) oder von "Odens Flisor" (Odins Steinen, 1996), ob von den Menschenfiguren des Alltags auf dem Münchner Campus, wie der "Mann mit Visier" (1997 und 1998), von Musik, wie im "Streichquartett" (1992) oder von literarischen Texten, wie z.B. in der Arbeit "Closer to her shadow" (1992) nach einem Gedicht von Felix Pollack, einem Blatt, auf dem der Körper einer Frau sich höchst eindrucksvoll immer tiefer seinem eigenen Schatten entgegenkrümmt.

Als gegenständliche Objekte sind diese Sujets à priori nicht mehr zu erkennen. Sie haben die Metamorphose zum Körperfragment durchlaufen. Sieht man näher hin, so ist der Zusammenhang dieser Bildwelt mit dem Fundus klassischer Motive ganz offensichtlich: mit den Torsi der Antike "Vid Havet" (Am Meer, 1997) oder dem "Barberinischen Faun" (2000) der in mehreren Blättern fragmentiert zu entdecken ist.
Klassisch mutet auch der Zeichenstil an: der souveräne Strich, die klare, reine Linie. Sie allerdings hat sich in den letzten Jahren stark verändert, eine Entwicklung, die ich nun seit ca 20 Jahren mit freundschaftlich-kritischer Neugier und Sympathie verfolge. Henrike Bröses Strich ist entschiedener geworden, auch durch die Verwendung anderer Zeichenmaterialien; so treten z.B. Kreide und Tinte zum Bleistift, grobe Packpapiere anstelle des reinweißen Zeichenkartons; das Schwarz-Weiß der Zeichnung wird nun von einer delikaten Farbigkeit ergänzt, wenn auch immer sparsam.
Auch die Formate haben sich verändert, dem entschiedeneren Strich entsprechend sind sie größer geworden. Geblieben ist der durchgängige Hang zum Hochformat, auch wenn das den Interessen der Galerien nicht immer entgegenkommen mag. Dort nämlich kennt man die Vorliebe der Kunden für Querformate - wegen der beliebten Hängeplätze über der Wohnzimmer-Couch. Das Hochformat aber entspricht dem Umriß des Körperrumpfs. Und der ist nun einmal Henrike Bröses Thema.

Das Fragmentarische dieser Körper, deren Schwerpunkt nicht immer unbedingt innerhalb des Blattrahmens liegt, entspricht der Vorliebe der Künstlerin fürs "open end", das, was man in der Literaturwissenschaft den "offenen Schluß" nennt. So weigert sich Henrike Bröse auch, ihren Bildern eindeutigen Sinn zuzuschreiben und sie darauf festzulegen. Als Betrachter wünscht sie sich Menschen, die sich ihre Bilder durchs eigene Schauen selbst erschließen - ganz im Gegensatz zum derzeit für die gebildeten unter den Kunstbetrachtern so beliebten didaktischen Motto: "Man sieht nur, was man weiß".
Dieser echt aufklärerische Satz, der übrigens von Fontane stammt und vom Dumont Verlag adaptiert wurde, ist ursprünglich geprägt für Fontanes historische Wanderungen durch die Mark Brandenburg, wo man nun in der Tat mehr sieht, wenn man was weiß.
Henrike Bröse lehnt solche verstandesmäßige Festlegung für die Augenwanderung durch ihre Bilder ab. Läge ihr an theoretischer Fundierung ihrer Arbeit, sie neigte wohl eher zur Auffassung der Strukturalisten, die im Text (auch dem des Bildes) einen lebendigen, ständiger Veränderung unterworfenen Organismus mit eigenständigen Strukturen sehen; Strukturen, die sich immer neu erschaffen - im schöpferischen Entstehungsprozeß ebenso wie in dem des Betrachtens. In Henrike Bröses Bildern wird dieser Prozeß auch dadurch immer wieder vor Augen geführt, daß Motive sich in gewandelter, veränderter Form stets neu präsentiern und auch mit Komplementärentwürfen konfrontiert werden - wahrhaft ein "open end" für Bilder und Bildtexte.

 

Weitere Bilder und Texte dazu:

Arbeiten auf Packpapier, Bleistift, Farbstift, Kreide, weiss gehöht

Arbeiten auf Karton, Kreide, Feder in Tinte, laviert

Aquarelle

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